Hanns Egkenfelder, Braumeister und Gönner
Ein Steirer in Mauthausen
Kommen wir noch einmal kurz zurück zu Lassla von Prag. Wie bereits erzählt, lernte Lassla um 1500 in Graz seine zweite Ehefrau kennen. Ihr genauer Name ist zwar nicht bekannt, sie dürfte aber aus der durch Weinhandel reich gewordenen Radkersburger Linie der bedeutenden Eggenberger stammen, die das Schloss Graz-Eggenberg erbauen ließen.
Die Familie der neuen Frau des Lassla dürfte aber nicht nur Wein gekeltert, sondern auch gutes Bier gebraut haben. Nur so lässt sich erklären, dass die ‚Eggenbergerin‘ ihren Braumeister Hanns Egkenfelder nach Mauthausen mitnahm und von ihrem Gemahl Lassla sogar den Bau eines Brauhauses erbat. Um wenigstens den Frieden in den eigenen vier Wänden zu sichern, blieb Lassla vermutlich auch nichts anderes übrig.
Oder schätzte er andere Qualitäten an diesem Egkenfelder?
Denn dieser war nicht nur Braumeister, sondern er war auch in Rechtswissenschaften sehr gebildet. So nahm das Stift St. Florian manchmal seine Leistungen in Anspruch und ließ sich von Egkenfelder rechtskundige Expertisen erstellen.
Außerdem schien Egkenfelder einer bedeutenden und wohlhabenden Familie zu entstammen, führte er doch als Nichtadeliger sogar ein eigenes Wappen.
Hanns Egkenfelder war eigentlich das krasse Gegenteil von Lassla von Prag. Er war umsichtig, kümmerte sich um Belange der Bürger und war der Pfarre gegenüber sehr großzügig. So stiftete er zum Beispiel die an der Südostseite der Pfarrkirche angebaute Annakapelle, die nach seiner ersten Frau benannt wurde, und für den Innenraum ließ er ein Weihwasserbecken aus rotem Adneter Marmor anfertigen.
Kein Wunder also, dass Egkenfelder nach dem Tod des Lassla von Prag in Mauthausen Karriere machte: Er wurde Marktrichter und später sogar Grund- und Lehensherr.
Als Hanns Egkenfelder im Jahre 1532 verstarb, trauerte ganz Mauthausen.